FAQ: Alle Informationen zu B10

Mit B10 wird ein neuer Dieselkraftstoff bezeichnet, dem bis zu 10 Prozent Biodiesel beigemischt wird – bisher gab es B7. Der neue Kraftstoff kann ab Mitte April von jeder Tankstelle in Deutschland angeboten werden. Verbraucher sollten vor dem Tanken prüfen, ob das Fahrzeug für B10 freigegeben ist. Den Preis von B10 bestimmt die Mineralölindustrie, B10 dürfte aber nicht viel teurer sein als B7, der bisher angeboten wird. Biodiesel ist ein klimafreundlicher Kraftstoff, der weniger Treibhausgase ausstößt als fossiler Diesel. Im Einzelnen:

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1. Was ist B10?

Mit B10 wird ein Dieselkraftstoff bezeichnet, dem bis zu 10 Prozent Biodiesel beigemischt werden. Seit 2009 enthält der in Deutschland an den Tankstellen verkaufte Diesel bis zu 7 Prozent Biodiesel. Die Standard-Dieselsorte ist deshalb an Zapfsäule und Zapfpistole mit „B7“ gekennzeichnet. B10 bietet also einen höheren Anteil des erneuerbaren Kraftstoffs Biodiesel im Vergleich zum herkömmlichen Diesel. 

B10-Freigaben

Die Deutsche Automobil Treuhand (DAT) hat eine Übersicht veröffentlicht die aufführt, welche Hersteller welche ihrer Fahrzeuge für den Betrieb mit B10 freigegeben haben. Auf den Seiten der Arbeitsgemeinschaft Qualitätsmanagement Biodiesel (AGQM) ist eine vorläufige Freigabenliste zu finden.

2. Was ist Biodiesel?

Biodiesel ist ein Biokraftstoff, der fossilen Diesel ersetzt. Wichtigste Rohstoffe für die Produktion von Biodiesel sind Rapsöl sowie Altspeisefett. Die Vorteile von Biodiesel liegen auf der Hand:

  • Der Anteil Biodiesel im Dieselkraftstoff mindert der Treibhausgasausstoß im Vergleich zu fossilem Diesel je nach eingesetztem Rohstoff effektiv um bis zu 90 Prozent.
  • Im Herstellungsprozess entstehen mit Glycerin und, bei der Nutzung von Raps, eiweißreichem Tierfuttermittel zwei wertvolle Koppelprodukte:
  • Glycerin kommt in Deutschland zu fast 100 Prozent aus der Biodieselproduktion und findet sich in Zahnpasta, Schuhcreme, Medikamenten, Desinfektions- und Reinigungsmitteln.
  • Eiweißreiches Tierfuttermittel: In Deutschland und Europa herrscht ein Mangel an heimischem proteinreichen Futtermittel für Nutztiere. Proteinfutter für Rinder, Schweine und Hühner wird daher aus Übersee importiert. Die Produktion von Biokraftstoffen wie Biodiesel, bei der auch Rapsschrot als gentechnikfreies Proteinfuttermittel anfällt, trägt dazu bei, den Anteil der heimischen Versorgung zu erhöhen bzw. umgekehrt Importe aus Übersee zu reduzieren.

Die technische Bezeichnung für Biodiesel lautet Fettsäuremethylester (englisch FAME Fatty Acid Methyl Ester).

3. Warum B10?

Aus Klimaschutzperspektive:

  • Biokraftstoffe emittieren im Vergleich zu fossilen Kraftstoffen deutlich weniger Treibhausgase.
  • Ein auf 10 Prozent erhöhter Beimischungsanteil von Biodiesel verringert somit die Treib-hausgasemissionen im Straßenverkehr.

Für die zukünftige Entwicklung im Kraftstoffmarkt:

  • Die Zunahme der E-Mobilität wird in einigen Jahren dazu führen, dass weniger Kraftstoff in Deutschland verbraucht wird.
  • Eine höhere Beimischung von Biodiesel sorgt dann dafür, dass die vorhandenen Biodiesel-Mengen weiter genutzt werden und weiterhin zum Klimaschutz beitragen können.

Aus rechtlicher Sicht:

  • Die Zulassung von B10 ist in der 10. Bundesimmissionsschutzverordnung (10. BImSchV) geregelt. Damit setzt die Bundesregierung die Vorgaben der Europäischen RED III (Richtlinie (EU) 2023/2413) um.
  • Damit kann B10 als Kraftstoffsorte mit einem höheren Biodieselanteil an Tankstellen verkauft werden.

4. Ab wann gibt es B10?

B10 darf voraussichtlich ab April/Mai 2024 deutschlandweit an Tankstellen angeboten werden. Ob die Tankstellenbetreiber den klimafreundlichen Kraftstoff anbieten, können sie individuell entscheiden. Es besteht keine Verpflichtung, B10 an einer Tankstelle zu verkaufen.

5. Was ändert sich für den Verbraucher durch die Einführung von B10?

An Tankstellen, die B10 anbieten, können Autofahrer diesen Dieselkraftstoff mit einem höheren Anteil Biokraftstoff und geringeren CO2-Emissionen tanken. Vor dem Tanken bitte prüfen, ob das Fahrzeug für B10 freigegeben ist. Eine Liste der freigegebenen Fahrzeugmodelle wird die Deutsche Automobil Treuhand (DAT) vor dem B10-Start zur Verfügung stellen. Fahrzeughalter können aber – wie bisher – an allen Tankstellen den gewohnten Standard-Dieselkraftstoff tanken, der weiterhin nur bis zu 7 Prozent Biodiesel (B7) enthält.

6. Wie erkennt man B10 an der Tankstelle?

Tankstellen sind zu einer einheitlichen Kraftstoffkennzeichnung an jeder Zapfsäule verpflichtet. An jeder Tanksäule befindet sich ein Aufkleber, auf denen in schwarzer Schrift auf weißem Hintergrund steht: „Diesel – B10 – Dieser Kraftstoff entspricht DIN EN 16734“. Ebenso finden Sie die Abkürzung „B10“ auf der Plakette der Zapfpistole. 

7. Wer bietet B10 an?

Zu Beginn wird B10 voraussichtlich nur an einzelnen Tankstellen angeboten. Alle Tankstellen dürfen B10 anbieten, es besteht jedoch keine Verpflichtung. Voraussetzung für das Angebot ist eine freie Zapfsäule, an der B10 getankt werden kann. Tankstellenbetreiber könnten andere Kraftstoffsorten vorziehen und deshalb B10 nicht anbieten. 

8. Ist B10 genormt?

Ja, für B10 gilt die Norm DIN EN 16734. Der Biodiesel-Anteil der zehnprozentigen Beimischung muss, wie bei B7, die Norm DIN EN 14214 erfüllen.

9. Gibt es Freigabenlisten?

B10 sollte nur getankt werden, wenn der Fahrzeughersteller hierfür eine Freigabe erteilt hat. Eine Liste mit freigegebenen Fahrzeugen ist vor dem B10-Start bei der Deutschen Automobil-Treuhand (DAT) abrufbar.

10. Wo wird Biodiesel hergestellt?

Biodiesel wird in Deutschland an zahlreichen Standorten, aber auch in Europa und weltweit produziert. Die deutschen Hersteller haben ihre Werke häufig direkt dort, wo die Rohstoffe angebaut oder gesammelt werden, z.B. in Mecklenburg-Vorpommern, Bayern oder Brandenburg. Andere Produzenten von Biodiesel haben ihre Werke an Elbe oder Rhein gebaut, um auf diesem Weg mit Rohstoffen versorgt zu werden.

11. Wo gibt es noch B10 in Europa / in der Welt?

B10 kann in der gesamten EU verkauft werden. In der EU findet dies derzeit hauptsächlich in Belgien, Frankreich und Portugal statt.

12. Ist B10 gut für die Umwelt??

Biodiesel vermindert den Treibhausgasausstoß im Vergleich zu fossilem Diesel um bis zu 90 Prozent. Gemessen werden sämtliche Emissionen des Produktionsprozesses des Biokraftstoffs, von der Aussaat des Rohstoffs (bei der Nutzung von Rapsöl als Rohstoff) über die Düngung bis zur Ernte. Biodiesel als Reinkraftstoff (B100) ist weniger wassergefährdend, wenn es zu Leckagen oder Havarien kommt.

13. Wie nachhaltig ist Biodiesel?

Biokraftstoffe müssen nachhaltig produziert werden, das heißt für die Rohstoffgewinnung dürfen keine Regenwälder abgeholzt, keine Torfmoore trockengelegt und kein Grünland umgebrochen werden. Dies regelt die Biokraftstoff-Nachhaltigkeitsverordnung.

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Wichtigster Rohstoff für die Biodieselproduzenten in Deutschland ist Raps. Auf Platz 2 der Rohstoffe stehen Abfälle und Reststoffe wie gebrauchte Speiseöle und Tierfette.

Raps hat eine Reihe positiver ackerbaulicher Eigenschaften, denn Raps…

  • erweitert die ansonsten getreidelastigen Fruchtfolgen,
  • hat tiefe Wurzeln und lockert den Boden auf, erschließt so Nährstoffe und Wasser,
  • hat einen hohen „Vorfruchtwert“; das heißt, die nach Raps eingebrachte Getreideernte ist ohne zusätzlichen Düngereinsatz um etwa 10 Prozent höher,
  • bereichert als Blühpflanze im Frühjahr das Landschaftsbild,
  • ist die wichtigste Trachtpflanze für den Aufbau der Bienenvölker und damit für die Honigproduktion.

Die Verwendung von Abfällen und Reststoffen wie gebrauchten Speiseölen hat zusätzliche Vorteile:

  • Die Sammlung gebrauchter Speiseöle verhindert, dass sie unsachgemäß über den Ausguss in die Kanalisation entsorgt werden, wo sie zu Ablagerungen und Verstopfungen führen. Diese können nur mit großem Aufwand, verbunden mit hohen Kosten für Kommunen, beseitigt werden.
  • In Ländern wie Indien, Bangladesch oder China wird gebrauchtes Speiseöl in erster Linie gesammelt, um die gesundheitsgefährdende Mehrfachverwendung des Öls zu verhindern. Durch die Verarbeitung zu Biodiesel wird gewährleistet, dass übermäßig genutzte Speiseöle dem Nahrungs- und Futtermittelkreislauf sicher entzogen werden.

Der Einsatz von Biokraftstoffen aus Anbaubiomasse ist rechtlich in der EU auf maximal 7 Prozent der im Straßenverkehr genutzten Energie begrenzt. In Deutschland liegt die Begrenzung bei einem Anteil von 4,4 Prozent. Eine übermäßige Nutzung landwirtschaftlicher Anbauflächen für Biokraftstoffe, die wir hierzulande einsetzen, ist daher nicht zu befürchten.

14. Bringt B10 Hunger in die Welt?

Nein. Hunger entsteht durch Kriege, Naturkatastrophen, korrupte Regierungen, Armut und mangelnde Investitionen in die Landwirtschaft. Biokraftstoffe sind kein Grund für Hunger. Die Produktion von Rohstoffen für Biokraftstoffe bietet vielmehr weltweit Landwirten Einkommen und Beschäftigung. Diese Erntemengen können jederzeit auch für die Nahrungsmittelversorgung eingesetzt werden, „puffern” damit die physische Verfügbarkeit auf den internationalen Märkten.

15. Welchen Einfluss hat B10 auf Nahrungsmittelpreise?

Die Nachfrage nach Rohstoffen für die Biokraftstoffproduktion hat nur einen kleinen Einfluss auf die Preise von Nahrungsmitteln. Den weitaus größten Einfluss auf Nahrungsmittelpreise haben Angebot und Nachfrage sowie das Wetter im Wachstumsverlauf bis zur Ernte.
Nach dem Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine stiegen die Agrarpreise Anfang des Jahres 2022 deutlich an. Inzwischen haben sich die Märkte beruhigt, die Preise für Raps und Getreide haben nicht nur das Niveau vor dem Krieg erreicht, sondern infolge von hohen Exporten (auch aus der Ukraine) und sehr guten Ernten liegen die Preise für die Erzeuger deutlich unter den Werten des Jahres 2022.